Es war Winter, es war früh am Morgen, kalt und dunkel wir standen am Bahnhof auf dem Perron und warteten auf den Zug, der uns nach Basel bringen sollte. Die erste Vorlesung startete um 8 Uhr. So wie jeden Morgen unter der Woche. Wir waren müde, wortkarg und nicht wirklich gut gelaunt. Obwohl… … diesmal hatte meine Studienkollegin, die den Pendleralltag mit mir teilte, ein wohliges Grinsen auf den Lippen. Ich beobachtete diesen Gesichtsausdruck einige Zeit lang, ohne einen Zusammenhang zum tristen Moment herstellen zu können. Schliesslich fragte ich nach dem Grund. Sie zögerte, grinste noch etwas frecher, und meinte dann: «Heute morgen habe ich den Pyjama anbehalten.» … und so trug sie ihren Schlafanzug den ganzen Tag über an der Uni, unter ihren Kleidern. Sie hat gegen die Tristesse des anstrengenden Wintertages protestiert, indem sie die Bettwärme einfach mitgenommen hat. Ohne, dass jemand das von aussen hätte sehen können, Aber ihre triumphierende Zufriedenheit strahlte nach aussen. Eine Hemdbluse mit den klassischen Elementen wie Zweistückkragen, Manschetten und Knopfleiste (zu welcher es später noch etwas mehr zu sagen gibt) vermag im Arbeitsalltag Haltung und Stil auszudrücken. Was ist aber, wenn nur du weisst, dass du an der Teamsitzung eine Bettdecke über den Schultern trägst? Drunter oder drüber, sichtbar oder versteckt: Wenn du weisst, was du trägst, strahlst du das Gefühl aus, das dieses Wissen dir vermittelt. Und du stehst über dem augenscheinlichen Erscheinungsbild, das du abgibst. Die ganze Kollektion DESSUS-DESSOUS ist aus gebrauchter Bettwäsche gefertigt. Die warmen Farben mussten sein: Sie stehen für Nestwärme. Aber nicht weitersagen! Bettwäsche dient heute oft als Designelement in der Wohnungseinrichtung: Liegt sie ausgebreitet auf der Matratze, zeigt sie ein grossflächiges Bild. Dieses Textildesign ist sehr herausfordernd, wenn man nur kleinere Stücke davon verarbeitet: Je nachdem, aus welchem Teil man einen Ärmel oder ein Rückenteil zuschneidet, ergibt sich ein komplett anderes Kleidungsstück. Für jemanden wie mich, die gerne das Material bis zum letzten Schnipsel verwendet, bedeutet dies eine laufende Suche nach Kompromissen zwischen Design und optimaler Verwertung. Und dann ist da noch eine zweite, persönliche Herausforderung in der Fertigung dieser Hemdblusen: Sie liegt in der oben bereits erwähnten Knopfleiste. Ich habe eine grosse Hemmung vor Knopflöchern. Die Befürchtung, dass sie misslingen und ein fast fertiges Stück so verdorben wird, lässt mich nach Alternativen suchen. Eine davon sind die Origami-ähnlichen Dreiecke. Diese haben dazu den Vorteil, dass man sich beim Zuknöpfen entscheiden kann, wo der Knopf zu liegen kommen soll: Dessus oder dessous. Sicht- oder unsichtbar.